Storytime - Die Geschichte vom Lindwurm im Riesachsee

Die tosenden und schäumenden Wassermassen, die über den Riesachfall talwärts rauschen, haben nicht nur etwas Beeindruckendes und Kraftvolles an sich, diese Naturgewalt ist ebenso Schauplatz für so manche mystische Geschichten. In denen, wer weiß es schon, möglicherweise auch ein Funken Wahrheit steckt.

Der Lindwurm im Riesachsee

Eingebettet von grünen Wäldern zwischen Hochgolling und Hochwildstelle liegt der Riesachsee im Herzen der Schladminger Tauern auf über 1300 Metern Seehöhe. In der Tiefe, im Dunklen des Seebeckens sollte einst ein riesiger Lindwurm gehaust haben, den die Einheimischen damals manchmal zu Gesicht bekamen.

Seit geraumer Zeit habe er sich jedoch nicht mehr blicken lassen. Man munkelt, dass er nun im Fastenberg sein Unwesen treibt und ununterbrochen wühlt und gräbt. Schritt für Schritt, um eines fernen Tages im Grubegg durchzubrechen.

Sollte ihm dies tatsächlich gelingen, würden sintflutartige Wassermassen über das gesamte Ennstal hereinbrechen und Schladming samt ihrer Umgebung unter sich begraben. (vgl. Franz Brauner | Steirisches Heimatheft Nr. 8)

In der Tat entsteht im Tettermoor im Untertal, wenn heftige Regenfälle über die Region niedergehen, der sogenannte Tettersee. Was wie ein gigantisches Naturschauspiel aussieht, hat auch einen ernsten und wichtigen Hintergrund. Wie ein Schwamm saugt das Moor die großen Wassermengen auf und bremst so die drohende Überflutung. Würde es diesen natürlichen Hochwasserschutz nicht geben, hätte es verheerende Auswirkungen für Schladming und das ganze Ennstal.

Wanderung zum Riesachsee

Über einen Höhenunterschied von 140 Metern, bahnen sich die Wassermassen über den Riesachfall, ihren Weg. Der Alpinsteig „durch die Höll“ führt entlang Steiermarks höchstem Wasserfall bergauf über Wurzel, Stock und Stein, vorbei an Felswänden und über steile Leitern, zum Riesachsee. Das Highlight schlechthin ist die 50 Meter lange, spektakuläre Hängebrücke. Der Steig ist jedoch für Kleinkinder und Hunde nicht geeignet und sollte nur für den Aufstieg benützt werden.

Eine imposante Wanderung bei der man die gigantische Kraft des Wassers deutlich zu spüren bekommt.

Marlene Eggmayr