Almabtrieb

Die Geschichte hinter dieser festlichen Tradition

Wenn sich die Natur von ihrer bunten Seite zeigt und sich die Blätter verfärben, wenn die Luft klarer wird, die Temperaturen sinken und die Tage langsam kürzer werden, dann ist es für die Weidetiere Zeit wieder nach Hause in den Stall zurückzukehren. Die Herbstzeit ist auch eine Zeit der Traditionen und des Brauchtums. In diesem Blogbeitrag erfährst Du, welche Bedeutung der Almwirtschaft im Allgemeinen zukommt und welche Tradition hinter dem Almabtrieb im Ennstal steckt. Diesen durften wir auf der Walcheralm in Ramsau am Dachstein begleiten:

Ursprung und Bedeutung der Almwirtschaft

Die Beweidung der Almwiesen spielt seit jeher eine wesentliche Rolle in der in der Landwirtschaft. Was kommt Dir in den Sinn, wenn Du den Begriff der Almwirtschaft hörst? Viele denken an Genuss und Erholung, Kühe beim Grasen zu beobachten und ereignisreiche Wanderungen zu erleben. Doch auch aus ökologischer Sicht kommt der Almwirtschaft eine wichtige Rolle zu: Durch eine bedachte Wahl der Standorte können beispielsweise Naturgefahren, wie Lawinen oder Hangrutschungen minimiert werden. Almflächen zählen außerdem zu den artenreichsten Lebensräumen in den Alpen. Die Erzeugung von Butter, Käse oder Milch hat ebenso eine wichtige Bedeutung für die Betriebe im Tal. Senner bewirtschaften die Almen mit viel Engagement und Sorgfalt und prägen darüber hinaus das kulturelle Landschaftsbild von Österreich.

Hintergrund des traditionellen Almabtriebs

Einen Tag bevor die Tiere ins Tal getrieben werden, findet das sogenannte Schottenrühren statt. Dabei wird die letzte Almmilch in einem Kupferkessel erhitzt und anschließend mit Buttermilch und Sauermilch vermengt. Der gestockte „Schotten“ wird in kleine Schüsseln verteilt und solange gerührt, bis er ganz fein ist. Gerne wird er in der Region rund um Schladming noch mit Rosinen (Weinbeeren) oder Zimt verfeinert.

Am Tag des Almabtriebs wird schon zeitig in der Früh nach dem Melken mit dem „Aufkranzen“ begonnen, so auch auf der Walcheralm am Fuße des Dachsteins. Sofern der Sommer unfallfrei verlaufen ist und alle Tiere wohlbehalten ins Tal zurückkehren, werden die Kühe zur Feier des Tages mit viel Liebe gefertigten bunten Blumenkränzen, Bändern sowie Schildern geschmückt. Um ein Zeichen der Trauer zu setzten, wird im Falle eines Verlustes oder Todesfalls allerdings auf den farbenfrohen Schmuck verzichtet und der Schmuck dunkel gehalten.

Die Glockenkuh führt mit dem Halter die Herde an. Sie ist mit einem Halskranz, einem Stirnkranz und dem sogenannten „Hörnerschorn“ geschmückt. Alle anderen Kühe erhalten Stirnkränze. Das Ende des Zugs bildet die Sennerin, die die Zuseher am Wegrand mit Spezialitäten verwöhnt. Dazu gehören traditionell die Raungerl, das sind kleine Mürbteig-Würferl, die in heißem Fett goldgelb gebacken und anschließend in Zimt und Zucker gewälzt wurden.

Zum Dank für den erfolgreichen Sommer hat sich auf der Walcheralm aus der Tradition des Almabtriebs das alljährliche Fest am Hof entwickelt, bei dem die Kühe im Tal freudig willkommen geheißen werden. Eine Tradition, die hoffentlich mit den nächsten Generationen weitergelebt wird!

Marlene Eggmayr